Ob zwischen Paaren, Arbeitskollegen oder Gruppierungen: Konflikte sind allgegenwärtig. Sie zu vermeiden oder zu umgehen, ist kontraproduktiv. Denn Konflikte bergen durchaus das Potenzial, das Zusammenleben und Zusammenarbeiten zu verbessern – wenn man sie richtig nutzt.
Konflikte haben ein schlechtes Image. «Zu Unrecht», sagt Reto Eugster, Professor an der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Als Dozent auf dem Gebiet der Psychosozialen Beratung und als Mediator setzt er sich intensiv mit dem Thema auseinander. Für Reto Eugster ist klar: Konflikte erfüllen eine wichtige Funktion, indem sie Entscheidungen lancieren. Entscheidungen, die dazu beitragen, dass Menschen ihre Bedürfnisse und Interessen aufeinander abstimmen und sich damit aus der Gefangenschaft ambivalenter Situationen heraus befreien.

Konflikte als Frühwarnsysteme
Konflikte einfach unter den Teppich zu kehren, ist demnach die falsche Strategie. Ein Konflikt sei immer auch ein Frühwarnsystem, sagt Reto Eugster. Schalte man dieses einfach aus, wirke sich das oft fatal aus. Es lohne sich, Konflikte frühzeitig anzugehen. Denn es gehöre zur DNA eines jeden Konflikts, dass er irgendwann eskaliere.
Die starke emotionale Bindung, die Konflikte erzeugen, stellen eine Herausforderung dar. «Paare beispielsweise sind nicht selten über einen fortwährenden Konflikt emotional miteinander verbunden», so Reto Eugster. Diese Entwicklung verdecke die «produktiven» Seiten des Konflikts.
Nicht nur in privaten Beziehungen, auch in Unternehmen sind Konflikte an der Tagesordnung. Lässt man sie vor sich hin schwelen, können Unsummen an Ressourcen verloren gehen. Deshalb bedürfe es organisationaler Strukturen zur Konfliktbewältigung, sagt Reto Eugster. Als geeignetes Mittel dazu sieht er beispielsweise fixe Zeitfenster für Feedbackrunden. Wichtig sei, dass man dabei auch negativen Gefühlen wie dem Ärger Platz einräume. «Eine Sonnenschein-Feedbackkultur bringt nichts.» Allerdings sei die Art und Weise, wie Kritik geäussert werde, sehr entscheidend.
Pausen haben eine deeskalierende Wirkung
Reto Eugster rät, Konflikte nicht als unliebsamen Einzelfall zu betrachten, sondern als Normalfall zu akzeptieren. «Kommunikation ist grundsätzlich konfliktanfällig.» Komme man in einer Konfliktsituation nicht weiter, sei zusätzlicher Druck nicht sinnvoll. Vielmehr helfe es, eine Pause einzulegen. Diese könne eine deeskalierende Wirkung entfalten.
Tendiert ein anhaltender Konflikt zu gravierenden Auswirkungen, empfiehlt es sich, eine neutrale Vermittlungsinstanz wie einen Mediator oder eine Mediatorin ins Boot zu holen. Diese hilft dabei, verschiedene Interessen auszugleichen und unterstützt die Konfliktparteien beim Erarbeiten einer gemeinsamen Lösung.
In Konfliktfällen vermitteln
Um zwischen Konfliktparteien zu vermitteln, benötigen Fachleute psychologisches Wissen, müssen aber auch mit Rechtsgrundlagen vertraut sein. Die OST – Ostschweizer Fachhochschule bietet mehrere Weiterbildungen an, die dieses Kompetenzprofil schärfen.
Weiterbildungen Konfliktmanagement