Vom Schicksal lässt er sich nicht ausbremsen

15. März 2021

Ein Mountainbike-Unfall warf Pascal Christen im Alter von Mitte zwanzig aus der gewohnten Bahn. Heute bestreitet der sportbegeisterte Masterstudent als Querschnittgelähmter internationale Rennen im Monoskibob. Sein nächstes grosses Ziel sind die Paralympics 2022 in Peking.

Freiheit. Dieses Gefühl überkommt Pascal Christen, wenn er über den Schnee flitzt. «Der Monoskibob bringt mich an Orte, die ich im Rollstuhl nicht erreichen würde», sagt der Profisportler. Seit einem Mountainbike-Unfall im August 2016 ist er von der Brust an abwärts gelähmt. Der Sturz vom Zweirad, der sich in einem kanadischen Bike Park ereignete, veränderte sein Leben schlagartig. «Bis zu jenem Zeitpunkt war ich jede freie Minute in Bewegung: ob auf dem Mountainbike, dem Rennvelo oder auf den Skiern», erinnert er sich. Für ihn sei aber schnell klar gewesen, nicht auf Sport verzichten zu wollen.

Vom Rollstuhl in den Monoskibob: Pascal Christen macht sich bereit für die Piste.

Nach dem Unglück musste der gebürtige Nidwaldner in Kanada erst einmal eine Operation über sich ergehen lassen. Noch bevor diese stattfand, schrieb er eine SMS an seine Eltern und seine damalige Freundin: «In Zukunft werde ich sitzend Ski fahren», teilte er darin mit. Die Idee mit dem Monoskibob blitzte dabei ein erstes Mal vor seinem inneren Auge auf.

Seit der Kindheit fasziniert vom Wintersport

Zurück in der Schweiz warteten fünf Monate Reha auf Pascal Christen. Während dieser Zeit zeigte sich noch deutlicher, dass nichts mehr werden würde wie vorher. «Es bestand wenig Hoffnung darauf, dass ich meine Beine jemals wieder werde bewegen können», sagt er. In diesem Moment habe er zwei Möglichkeiten gesehen: Entweder alles medizinisch Erdenkliche wie beispielsweise eine Stammzellentransplantation ausprobieren, um vielleicht einen Fortschritt zu erzielen, oder vorwärtsschauen und das Beste aus der Situation machen. Pascal Christen entschied sich für Letzteres. Knapp ein halbes Jahr nach seinem Unfall in Kanada sass er zum ersten Mal im Monoskibob. Ein weiteres Jahr später bestritt er sein erstes Rennen damit.

Die Leidenschaft für den Wintersport begleitet Pascal Christen seit seiner Kindheit. Schon als Primarschüler nahm er auf den Skiern an regionalen Wettkämpfen teil. Heute fährt er als Mitglied des A-Kaders des Swiss Paralympic Ski Team internationale Rennen – ob in den Disziplinen Slalom, Riesenslalom, Super-G oder Abfahrt. Ende Februar ist er mit zwei Medaillen vom Weltcup aus Österreich zurückgekehrt.

Pascal Christen bei einem Trainingslauf für den Riesenslalom

Trotz erfolgreicher Sportkarriere steht für Pascal Christen fest, dass er beruflich noch eine andere Spur befahren möchte. Im April 2020 hat der gelernte Polygraf mit Tätigkeit als Screendesigner deshalb einen Weiterbildungsmaster an der OST – Ostschweizer Fachhochschule begonnen: den MAS in Human Computer Interaction Design. Interessant an diesem Studiengang findet er vor allem die Verknüpfung von Psychologie, Informatik und Design sowie die unterschiedlichen beruflichen Hintergründe der anderen Studierenden. Genauso schätzt er die Flexibilität, die es ihm erlaubt, weiterhin dem Sport nachzugehen.  Bereits jetzt trainiert er für sein nächstes grosses Ziel: die Paralympics 2022 in Peking.

In seinem Monoskibob erreicht der Masterstudent gut und gerne eine Geschwindigkeit von 100 km/h. Beim Versuch, das Maximum herauszuholen kann es durchaus vorkommen, dass er ab und zu unsanft im Schnee landet. Im «Wieder-Aufstehen» hat Pascal Christen jedoch Übung wie kein anderer.

Hier geht es zur Webseite von Pascal Christen.