Das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen wächst – sowohl bei privaten als auch bei institutionellen Investorinnen und Investoren. Um eine Massenadaption zu erreichen, müssen jedoch noch zahlreiche Hürden gemeistert werden.
Die Auswirkungen des Klimawandels und die abnehmende Biodiversität sind in den letzten Jahren zunehmend ins mediale Rampenlicht gerückt. Auch auf der globalen Politbühne sind die Diskussionen rund um die Nachhaltigkeit zu einem Dauerbrenner avanciert. Im Rahmen der Agenda 2030 haben die Vereinten Nationen im Jahr 2015 vereinbart, bis ins Jahr 2030 die selbst definierten 17 Nachhaltigkeits-ziele (Sustainable Development Goals, SDGs) zu erreichen. Im gleichen Jahr haben rund 190 Länder das Klimaabkommen von Paris unterzeichnet und sich damit verpflichtet, die Netto-Emissionen von Treibhausgasen bis ins Jahr 2050 auf null zu reduzieren, um die globale Erderwärmung auf unter 1.5 Grad Celsius zu beschränken.
Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, sind Bemühungen auf breiter Basis erforderlich. Die Finanzdienstleistungsbranche spielt dabei eine entscheidende Rolle. Von den Finanzintermediären wird erwartet, dass sie nachhaltig agieren und gleichzeitig auch ihr Produktangebot im Bereich Nachhaltigkeit laufend ausbauen. Mit dem Ziel, den Finanzsektor aktiv in die Erreichung der erwähnten Klima- und Nachhaltigkeitsziele einzubinden, hat die EU-Kommission im März 2018 einen umfassenden Aktionsplan publiziert. Dabei werden unter anderem die Asset Manager und Anlageberatenden angehalten, in allen (Beratungs-)Prozessen ESG-Kriterien zu berücksichtigen.
Die Abkürzung ESG wird als Synonym für Nachhaltigkeit verwendet und steht für die Dimensionen Environmental (Ökologie), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis auch die Schweiz mit Regulatorien im Bereich Nachhaltigkeit nachzieht. Die Schweizerische Bankiervereinigung hat im Juni 2020 bereits (freiwillige) Leitlinien zum Einbezug von ESG-Kriterien in den Anlageberatungsprozess von Privatkunden veröffentlicht.
Obschon das Thema Nachhaltigkeit keine Modeerscheinung, sondern vielmehr einen globalen Megatrend darstellt, bestehen insbesondere im Bereich der nachhaltigen Geldanlagen immer noch zahlreiche Hürden für eine Massenadaption:
- Der Begriff Nachhaltigkeit (ESG, SDG) ist sehr breit gefasst und beinhaltet unterschiedliche Anlageansätze (z.B. Ausschlussprinzip, Best-in-Class-Ansatz).
- Es mangelt oft an Fachwissen und Hilfsmitteln für Anlegerinnen und Anleger, um im Bereich der Nachhaltigkeit zielführende und fundierte Anlageentscheidungen treffen zu können.
- Viele Anlegerinnen und Anleger gehen immer noch davon aus, dass nachhaltige Investments eine geringere Rendite abwerfen. Wissenschaftliche Studien belegen jedoch, dass nachhaltige Investment mehrheitlich mit einer doppelten Rendite (gutes Gewissen und Outperformance) einhergehen.
- Durch die Vielzahl an nachhaltigen Finanzprodukten ist es schwierig, den Überblick zu behalten und die zum eigenen Nachhaltigkeitsprofil passenden Finanzprodukte ausfindig zu machen.
- Einige Finanzinstitute nutzen die Gunst der Stunde und bieten vermeintlich nachhaltige Finanzprodukte an, die nicht (oder nur teilweise) den versprochenen Impact bewirken (Greenwashing).
- Die Reporting-Tools der Banken beinhalten meist keine ESG-Auswertungen, die es erlauben würden, sich ein fundiertes Bild über den Fussabdruck der eigenen Geldanlagen zu machen und ein allfälliges Optimierungspotenzial zu identifizieren.
Trotz diesen Herausforderungen darf erfreulicherweise festgestellt werden, dass sich nachhaltige Geldanlagen in der Finanzbranche in den letzten Jahren erfolgreich etabliert haben und auf reges Interesse bei privaten und institutionellen Investorinnen und Investoren stossen. Der Megatrend Nachhaltigkeit wird in den kommenden Jahren weiteren Auftrieb erhalten.
Referate, Weiterbildungen, Beratungen und Forschungsprojekte
Das Kompetenzzentrum für Banking und Finance der OST – Ostschweizer Fachhochschule (Campus St.Gallen) befasst sich intensiv mit allen Trends in der Banken- und Finanzwelt. Neben der Nachhaltigkeit zählt auch die Digitalisierung (z.B. Blockchain, Crypto Assets, FinTech, Open Finance) dazu. In diesen Themenfeldern bietet das Kompetenzzentrum Schulungen, Beratungen und Weiterbildungen an und engagiert sich zusammen mit Praxispartnern in angewandten Forschungsprojekten. Neu im Angebot ist der Zertifikatslehrgang (CAS) Innovatives Bankmanagement. In dieser Weiterbildung setzen sich Fach- und Führungskräfte aus der Finanzbranche mit Trends auseinander und werden befähigt, die eigene Organisation im sich ständig verändernden Umfeld von Digitalisierung und globaler Vernetzung weiterzuentwickeln und voranzutreiben.