Mobilität: Auch Firmen befahren neue Wege

6. Oktober 2021

Elektroautos sind auf der Überholspur und das autonome Fahren kommt zunehmend ins Rollen. Technologische Neuerungen wie diese treiben den Wandel unserer Mobilität massgeblich an. Aber auch gesellschaftliche Entwicklungen sorgen für einen Richtungswechsel. Der Trend gehe weg vom Fahrzeugbesitz hin zu einer gezielten und vernetzten Nutzung, sagt Mobilitätsexperte Ralf Käser. Bei Firmen genauso wie bei Privaten.   

Von Ursula Ammann

Der eine fährt mit dem Elektroauto ins Fitnessstudio, um dort auf einem Indoor-Velo Kalorien zu verbrennen. Die andere reist mit dem Zug in die nächste Stadt, wo sie per E-Scooter vom Bahnhof zur Arbeitsstelle gelangt. Und ein Dritter nimmt mit dem Cargobike den Weg zu einem Kunden unter die Räder. Was vor Jahrzehnten noch futuristisch anmutete, ist mittlerweile alltäglich. Unsere Mobilität hat sich stark gewandelt und sie wird es weiterhin tun.

Ralf Käser, Lehrgangsleiter CAS Flotten- und Mobilitätsmanagement

Klar ist: Trotz eines erhöhten Umweltbewusstseins und veränderter Arbeitsformen nimmt der Verkehr zu. Auf der Strasse wie auf der Schiene. Nebst immer mehr Personen sind auch immer mehr Güter unterwegs.  Welche Mobilitätsformen tragen ökologischen und ökonomischen Bedürfnissen Rechnung und könnten in den nächsten Jahren vermehrt Fahrt aufnehmen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich Ralf Käser, Geschäftsführer und Vorstand beim Schweizer Mobilitätsverband sffv sowie Lehrgangsleiter des CAS Flotten- und Mobilitätsmanagement an der OST.

Weniger Einzelpersonen in Autos

Für Käser zeigt sich die Zukunft nicht nur in autonom fahrenden Autos oder in Fahrzeugen mit Elektro- oder Hybridantrieben, sondern auch in neuen Modellen der Fahrzeugnutzung. Hierbei beobachtet er eine direkte Auswirkung gesellschaftlicher Entwicklungen auf das individuelle und unternehmerische Mobilitätsverhalten. «Die Menschen sind es heute gewohnt, über Internet-Plattformen einzukaufen oder eine Ferienwohnung zu buchen», sagt er. Deshalb sei es naheliegend, dass man sich vermehrt auch online vernetze, um von A nach B zu kommen. Sei es mit einem Mietwagen oder durch eine Mitfahrgelegenheit. «Wir werden immer mehr davon wegkommen, unser eigenes Auto zu besitzen, es zu bewirtschaften und übers ganze Jahr einen Parkplatz zu besetzen, so der Experte. «Stattdessen geht die Entwicklung dahin, dass wir ein Fahrzeug dann nutzen, wenn wir es gerade brauchen.» Künftig werde man in den Autos weniger oft Einzelpersonen sehen. «Denn die Menschen werden auch Fahrtwege vermehrt miteinander teilen.»

Die Trends «Konnektivität» und «Sharing» gehen Hand in Hand mit der Technologisierung. «Durch die Telematik in den neuen Fahrzeugen werden zunehmend Daten erhoben», erklärt Ralf Käser. Das erlaube es zum einen, Fahrten nachzuvollziehen und auszuwerten. Zum anderen könne man die Fahrzeuge so in ein Netzwerk einbinden. Das wiederum sei eine Voraussetzung für autonomes Fahren, ebne aber auch den Weg für vernetzte Mobilitätsdienste wie beispielsweise Sharing- und Mitfahrangebote. Ralf Käser ist überzeugt, dass in ein paar Jahren nicht nur Private, sondern auch Firmen vermehrt Mitfahrgelegenheiten anbieten.

Abo-Modelle nehmen Fahrt auf

Zudem zeichnet sich für Käser klar ab, dass Unternehmen immer häufiger auf alternative Mobilitätsformen setzen werden. Er sagt: «Zwar wird es auch in Zukunft klassische Firmenwagen geben, denn diese dienen nicht zuletzt als Werbeträger. Doch Abo-Modelle kommen immer mehr in Fahrt.» Konkret heisst das zum Beispiel: Ein Aussendienstmitarbeiter bekommt kein eigenes Geschäftsauto mehr. Stattdessen löst ihm die Firma ein Mobilitätsabonnement und lässt ihn selbst entscheiden, wann er welches Verkehrsmittel in Anspruch nehmen will. Oder aber, der Mitarbeiter erhält ein Mobilitätsbudget und ist komplett frei, wie er dieses einsetzen möchte. Schöpft er das Budget nicht aus, wird ihm ein Teil des eingesparten Betrags ausbezahlt. «So können Mitarbeitende ihren Arbeitgeber dabei unterstützen, Geld zu sparen, und werden dadurch belohnt», sagt Ralf Käser, der Unternehmen in Mobilitätsfragen berät.  

Heute sei es noch oft so, dass der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin im Job mit dem Privatfahrzeug unterwegs sei und die gefahrenen Kilometer dann dem Arbeitgeber verrechne. Dieses Modell sei irgendwann überholt. Sein Fazit: «Der Zugang zu Mobilität wird zunehmend über digitale Plattformen und Apps erfolgen. Firmen stellen ihren Mitarbeitenden diesen Zugang bereit und befähigen sie zu einem sinnvollen Mobilitätsverhalten».