Geschäftsmann auf Velo

Ziele, Ressourcen und Kernqualitäten erforschen

10. Februar 2022

Gesunde Ziele: Für wen sind sie gedacht? Alle setzen wir uns immer wieder Ziele. Wir – das bin ich, das sind Sie, das sind alle selbstbestimmten Menschen. Wir – das kann aber auch mein Team sein, mit dem ich etwas erreichen möchte. An der OST – Ostschweizer Fachhochschule nennen wir deshalb ein Wahlpflichtmodul «Starkes Ich – Starkes Team».

Von Prof. Heinz Bleiker

Was ist mit «gesundes» Ziel und mit «stark» gemeint? Ich habe eine Songzeile einer der ersten Rock-Super-Groups (Blind Faith) im Kopf: «Do what you like! Do what you like!…» . Das wird in diesem Song minutenlang gesungen. Ein Buchtitel von Frau Dr. Maja Storch heisst: «Machen Sie doch, was Sie wollen!». Dr. Maja Storch und Dr. Frank Krause haben an der Universität Zürich eine Methodik entwickelt, das «Zürcher Ressourcen Modell» ZRM®. Dieses basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Psychologie und der Neurobiologie. In einem ZRM®-Kurs wird neben dieser theoretischen Fundierung vor allem auf die konkrete Umsetzung Wert gelegt. In einem ersten Schritt liegt der Schwerpunkt auf dem «Do what you like!». Was möchte ich wirklich? Was sagt mein Unterbewusstes dazu? Welche positiven Bilder habe ich? Wie kann ich das in eine für mich tragende Formulierung bringen? Resultat eines solchen Prozesses ist das sogenannte «Mottoziel» – das aktuell gültige, für mich «gesunde» Ziel.

In den weiteren Schritten wird der Fokus auf die Umsetzung des Ziels gelegt. Wie komme ich ins zielgerichtete Tun? Welche Ressourcen habe ich zur Verfügung und wie kann ich sie einsetzen? Wie stärke ich mich, um Hindernisse zu überwinden und erfolgreich im Sinne meines Mottoziels zu sein?

Das «Starke Team» beinhaltet ähnliche Fragen: Gibt es für mein Team ein «Team-Mottoziel»? Auch für Teams hält das ZRM® Vorschläge bereit, wie gesunde, tragfähige Teamziele entwickelt werden können.

«Allergie» als guter Zeiger

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt Daniel Ofman in seinem Buch «Hallo, Ich da… ?!». Er zeigt darin ein einfach verständliches Modell auf, das Modell von Kernqualität und Kernquadrat. Er schlägt vor, die eigenen «Kernqualitäten» zu erforschen. Dabei kann auch das Team helfen: Welche Stärken sehen meine Teamkolleginnen und -kollegen in mir? Daniel Ofman behauptet jedenfalls, dass jeder Mensch ganz eigene, eben «Kern»-qualitäten hat. Die Analyse könnte auch andersrum im Team ablaufen: Durch welche Verhaltensweisen fühlen sich meine Teammitglieder von mir genervt? Das Modell der Kernquadrate sagt, dass dort wo ich anderen auf den Geist gehe, ein «Zuviel des Guten meiner Kernqualität» liegt. Mein Zuviel des Guten ist zum Stolperstein geworden, ich nerve beispielsweise ab und an meine Umwelt mit «Lehrerhaften Erklärungen». Nun sagt das Modell, dass ich nach dem positiven Gegenstück meines Stolpersteines suchen soll: Bei mir bin ich auf: «Setze um, komm ins Tun!» als Gegenstück zu meinem Stolperstein gekommen. Ofman sagt, dass das meine «Herausforderung» sei. Ich wünsche mir diese Verhaltensweisen (vielleicht nur insgeheim, im Verborgenen), bin hier aber nicht aus meinem Kern heraus schon stark.

Neben «Kernqualität», «Stolperstein» und «Herausforderung» gibt es noch den vierten Quadranten: Ein Zuviel meiner «Herausforderung» ist meine «Allergie». Wenn ich auf ein Verhalten einer Person allergisch reagiere, hat das ja vielleicht viel mehr mit mir selbst als mit der anderen Person zu tun. Was sagt mir die allergische Reaktion? Nach Daniel Ofman ist die Allergie ein guter Zeiger hin auf meine Herausforderung, mein (noch) zartes Pflänzchen…

Auch bei Ofman lässt sich die Analyse bei mir als Einzelperson, aber eben sehr gut auch im Team machen. Wo sind Allergien? Wo sollten wir im Team vermehrt die zarten Pflänzchen pflegen und gedeihen lassen? Wie kriegen wir viel Zufriedenheit, Freude und langfristige Stärke hin?

Ich wünsche Ihnen spannende Auseinandersetzungen mit dem Ich und dem Team!

Literatur:

  • Maja Storch: Machen Sie doch, was Sie wollen! Hogrefe, 2016, ISBN 978-3-456-84746-7.
  • Maja Storch, Frank Kruse: Selbstmanagement – ressourcenorientiert Hogrefe, 2017, ISBN 978-3-456-85818-0
  • Daniel Ofman: Hallo, Ich da…?! Kiesby, 2010,  ISBN 978-3-9813065-1-4.

Seminar «Selbstmanagement nach ZRM®»

Die OST – Ostschweizer Fachhochschule bietet das Seminar «Selbstmanagement nach ZRM®» an. Die Teilnehmenden durchlaufen den Kurs anhand eines konkreten persönlichen Themas. Dabei lernen sie die Methode nach ZRM® kennen, sodass sie nach dem Training befähigt sind, diese bei zukünftigen Anliegen anzuwenden oder im beruflichen Kontext weiterzugeben.

Nächste Durchführung: 13. und 14. Juni 2022

Mehr Infos zum Zürcher Ressourcen Modell auf www.zrm.ch.