Was, wenn die Tochter Influencerin werden will?

28. März 2022

Früher gehörte es zum Alltäglichsten, wenn das Fernsehen mit dem Testbild eine Sendepause ankündigte. Heute sind solche medialen Auszeiten kaum mehr denkbar. Es ist zur Selbstverständlichkeit geworden, dass Nachrichten rund um die Uhr zur Verfügung stehen und im Minutentakt neue Schlagzeilen hinzukommen. Massgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen hat das Smartphone. Wie ein kleines Fenster zur Welt erlaubt es, Medieninhalte zeit- und ortsunabhängig zu konsumieren, sich mit anderen auszutauschen oder auch eigene Beiträge zu veröffentlichen. Kinder und Jugendliche heute erleben eine ganz andere Mediensozialisation als ihre Eltern und Grosseltern. Das kann zu Spannungen führen. Was, wenn die eigene Tochter mit dem Berufsbild der Influencerin liebäugelt oder der Sohn eine Karriere als Game-Profi anstrebt? Wie reagiert man, wenn Schülerinnen und Schüler am Mittagstisch pornografische Bilder austauschen? Und ist es legitim, wenn Erwachsene Kindern und Jugendlichen zeitweise das Handy wegnehmen, obwohl sie selbst in den meisten Lebensbereichen davon abhängig sind? Um diese und andere Fragen geht es im folgenden Fachgespräch mit Selina Ingold, Professorin am Institut für Innovation, Design und Engineering und Leiterin des CAS Medienpädagogik an der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Sie setzt sich seit Jahren intensiv mit der Funktionsweise und Wirkung von Medien auseinander.

CAS Medienpädagogik

Die Digitalisierung durchdringt den Alltag. Bloss mit Warnung, Alarmierung und Restriktion zu reagieren,
reicht weder in Familie noch in Schule oder Unternehmen aus. Der CAS «Medienpädagogik» verfolgt
das Ziel, Menschen zu befähigen, die Potenziale digitaler Medien zu entwickeln und zu nutzen. Dabei
bilden medienwissenschaftliche, sozialisationstheoretische und pädagogische Erkenntnisse den
Ausgangspunkt