Ohne Geldsorgen in den Ruhestand

27. April 2023

Gesetzliche Leistungen aus AHV und Pensionskasse reichen heute kaum mehr aus, um den Lebensunterhalt im Alter zu bestreiten. Dieses Problem wird sich angesichts verschiedener Faktoren wie beispielsweise der demografischen Entwicklung weiter verschärfen. Selbstvorsorge ist deshalb wichtiger denn je. Die Frage, ob das eigene Vermögen zur Finanzierung des Ruhestands reicht, lohnt sich – auch wenn sie zunächst unbequem erscheinen mag.

Einer weltweiten Bloomberg-Umfrage zufolge braucht eine Person nach der Pensionierung mindestens 3 Millionen Dollar an Altersguthaben, um dem Lebensabend sorglos entgegenzuschauen. Diese Zahl lässt selbst Gutverdienende erblassen. Allerdings müsse das Resultat dieser erst vor kurzem veröffentlichten Studie relativiert werden, sagt Pascal Bechtiger vom Institut für Finance and Law der OST – Ostschweizer Fachhochschule. «Bei genauerem Hinsehen stellt man fest, dass es sich bei den Befragten hauptsächlich um ausserordentlich Vermögende handelte», sagt er. Tatsache aber sei, dass sowohl bei hohen als auch bei tiefen Einkommensklassen im Alter eine Kapitallücke drohe. Berechnungen zeigen: Wer heute ins Arbeitsleben startet, kann nach der Pensionierung nur noch 40 Prozent des letzten Erwerbseinkommens mittels gesetzlicher Rentenleistungen aus AHV und Pensionskasse decken. Zumindest, wenn sich nichts an den aktuell gültigen Rahmenbedingungen des Schweizer Sozialversicherungssystems ändert. «Überobligatorische Pensionskassenleistungen und Selbstvorsorge gewinnen vor diesem Hintergrund zunehmend an Bedeutung», so Pascal Bechtiger.

Inflation hat grossen Effekt

Bei der Einführung der AHV im Jahr 1948 lag die Lebenserwartung noch deutlich tiefer als heute. Mittlerweile sind 100-Jährige keine Seltenheit mehr. Tatendrang und Leistungsfähigkeit bleiben oft bis ins hohe Alter erhalten. Nur: Je älter die Bevölkerung im Durchschnitt wird, desto haushälterischer müssen Staat und Pensionskassen mit den Renten-Geldern umgehen – und desto weniger bleibt für die einzelne Person. Reformen wie etwa die AHV-21 oder BVG-21  sollen Abhilfe schaffen, haben es an der Urne aber oftmals schwer.   

«Am Ende des Tages geht es darum, ob man ausreichend Vermögen hat, um den eigenen Ruhestand zu finanzieren. Viele scheuen sich, sich diese Frage ehrlich zu stellen, obwohl sie äusserst wichtig wäre

Prof. Pascal Bechtiger
Leiter CAS Finanzplanung im Private Banking an der OST – Ostschweizer Fachhochschule

Der demografische Wandel ist eine Herausforderung in der Altersvorsorge. Ein anderer ist die Inflation. Diese sei in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten, nun aber wieder sehr aktuell, sagt Pascal Bechtiger. «Die Inflation hat einen grossen Effekt, weil der zu finanzierende Zeithorizont bei der heutigen Lebenserwartung ziemlich weit ist.» Ein Rechnungsbeispiel: Bei einer Inflationsrate von 2 Prozent verdoppeln sich die Preise innerhalb von 35 Jahren. Wer also 100 Jahre alt wird, braucht am Ende der Planungsperiode theoretisch das Zweifache seines bei der Pensionierung errechneten Budgets.

Auch die wirtschaftliche Entwicklung hat Einfluss auf das Vermögen im Alter. Sie entscheidet beispielsweise darüber, wie viel Rendite allfällige Geldanlagen abwerfen. Hierbei gilt: Eine Anlagestrategie mit hohem Aktienanteil lässt auf hohe Renditen hoffen, birgt aber im Vergleich zu konservativen Anlagestrategien auch ein höheres Risiko, Kapital zu verlieren.

Lebensentwürfe in finanzielle Dimension übersetzen

«Am Ende des Tages geht es darum, ob man ausreichend Vermögen hat, um den eigenen Ruhestand zu finanzieren», sagt der Finanzexperte. «Viele scheuen sich, sich diese Frage ehrlich zu stellen, obwohl sie äusserst wichtig wäre.»

Zentral ist, Lebensentwürfe in finanzielle Dimension zu übersetzen. Etwa eine mögliche Frühpensionierung. Rund 40 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen realisieren eine solche. Pascal Bechtiger empfiehlt, die Finanzplanung anhand unterschiedlicher Szenarien zu machen: Szenario 1 wäre beispielsweise die Frühpensionierung mit 61, Szenario 2 die Frühpensionierung mit 63 und Szenario 3 die ordentliche Pensionierung mit 65. «Diese Vorgehensweise bringt Klarheit und Sicherheit», sagt der Leiter des CAS Finanzplanung im Private Banking an der OST.

Kundenberatende von Banken bieten hierbei Unterstützung an. Sie erörtern zusammen mit ihren Kundinnen und Kunden deren finanziellen Wünsche und Ziele sowie Lebensentwürfe und begleiten sie in sämtlichen Fragen der privaten Finanzplanung: ob im Bereich Vorsorge, Finanzieren, Wertanlagen, Steuern oder Nachlass.

CAS Finanzplanung im Private Banking

Es gehört zu den Kernaufgaben von Privatkundenberatenden, die finanziellen Ziele und Wünsche der Kundinnen und Kunden zu verstehen und entsprechenden Handlungsbedarf abzuleiten. Der CAS Finanzplanung im Private Banking gibt Einblick in sämtliche Bereiche der lebensphasenorientierten Kundenberatung von Privatpersonen und ebnet den Weg für wertstiftendes Finanzcoaching.