Kinder müssen den Umgang mit Medien früh lernen

30. Mai 2024

Um die Medienkompetenz der Schweizer Bevölkerung steht es schlecht. Umso wichtiger ist es, dass Kinder schon früh lernen, kompetent und kritisch mit Medien umzugehen. Einer, der ihnen das beibringt, ist Mirco Manetsch. Der Journalist bei RTR und Absolvent des CAS Medienpädagogik zeigt Kindern und Jugendlichen an Bündner Schulen die Möglichkeiten und Gefahren der digitalen Welt auf.

«Die Jugendlichen haben zwar die Kompetenz, mit den Medien umzugehen, aber sie hinterfragen die Informationen oft zu wenig und können sie noch nicht kritisch einordnen», erklärt Mirco Manetsch, Absolvent des CAS Medienpädagogik an der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Die Erfahrungen des Medienpädagogen an den Büdner Schulen decken sich mit den Resultaten einer Studie, die vom Bundesamt für Kommunikation BAKOM begleitet wurde. Diese zeigt, dass es um die Medienkompetenz der Schweizer Bevölkerung schlecht bestellt ist.

Information, Kommentar oder doch Werbung?

Im Durchschnitt erreichten die Teilnehmenden der Studie nur knapp sechs von 19 möglichen Punkten – also nicht einmal ein Drittel der Gesamtpunktzahl. Vielen Befragten fiel es zum Beispiel schwer, die Kommunikationsabsicht eines Medienbeitrags zu erkennen und zu beurteilen, ob es sich um die Kategorie Information, Kommentar oder Werbung handelt. Jüngere Altersgruppen weisen zwar höhere Kompetenzwerte auf als ältere, aber auch bei diesen bestehen Defizite. «Im Zeitalter von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz ist die Medienbildung und Informationskompetenz etwas vom Wichtigsten für die Kinder und Jugendlichen», betont Mirco Manetsch. Das sei ihm auch ein persönliches Anliegen und er arbeite mit den Schülerinnen und Schülern gerne auf Augenhöhe. «Ich will ihnen keine Regeln beibringen. Mein Ziel ist es, dass sie die Welt der digitalen Kommunikation besser verstehen und navigieren können.»

«Im Zeitalter von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz ist die Medienbildung und Informationskompetenz etwas vom Wichtigsten für die Kinder und Jugendlichen.»

Mirco Manetsch
Absolvent des CAS Medienpädagogik an der OST – Ostschweizer Fachhochschule

Vom Kindergarten bis in die Kantonsschule

Hauptberuflich ist Miro Manetsch Journalist und produziert für das rätoromanische Radio und Fernsehen RTR (Radiotelevisiun Svizra Rumantscha) die Kindernews-Sendung «Minisguard». Nach über 20 Jahren im Journalismus hat er seine Leidenschaft für die Medienpädagogik entdeckt und sich an der OST zum Medienpädagogen weitergebildet. Von RTR hat er den Auftrag erhalten, medienpädagogische Unterrichtseinheiten für Bündner Schulen zu entwickeln. Pro Jahr unterrichtet er Schülerinnen und Schüler aller Stufen einen Tag bis zu einer Woche. Je nach Stufe passt er die Unterrichtsinhalte den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen an. Der Medienpädagoge ist überzeugt: «Je früher man mit den Kindern beginnt, desto sensibilisierter sind sie in der Zukunft.» Im Kindergarten fängt er von Grund auf an und erklärt den Kindern spielerisch, was das Internet überhaupt ist. Bis zur zweiten Klasse arbeitet er mit einem Bild einer Stadt. Damit will er den Kindern zeigen, dass es wie in einer Stadt auch im Internet schönere und dunklere Quartiere gibt. «Im Internet zu browsen, ist wie mit dem GPS im Auto zu navigieren – je nachdem, welche Adresse man eingibt, landet man woanders.» Mit dem Programm von Mirco Manetsch sollen sich die Schülerinnen und Schüler jedes Jahr neue Kompetenzen aneignen und tiefer in die Thematik eintauchen. In der Oberstufe behandeln die Jugendlichen beispielsweise Themen wie Medienethik. Manchmal stösst der er damit auch auf Widerstand: «Die Schülerinnen und Schüler haben zum Teil das Gefühl, dass die Kompetenzen für sie nicht relevant sind. Mit der Zeit sehen sie aber ein, dass sie diese Kompetenzen brauchen, um sich im Alltag der digitalen Welt zurechtzufinden.»

«Den Schulen fehlen oft die notwendigen Ressourcen und das Wissen im Bereich der Medienpädagogik. Ein Bedürfnis nach einem übergreifenden Angebot ist definitiv vorhanden.»

Vielen Schulen fehlt es an Ressourcen

Medien- und Informationskompetenzen sind Teil des Lehrplans 21, der beispielsweise verlangt, dass Schülerinnen und Schüler «Medien und Medienbeiträge entschlüsseln, reflektieren und nutzen» können. Durch seine Arbeit an den verschiedenen Schulen stellt Mirco Manetsch fest, dass diese teilweise noch etwas überfordert sind, Medienbildung und Informationskompetenz zu unterrichten. «Den Schulen fehlen oft die notwendigen Ressourcen und das Wissen im Bereich der Medienpädagogik», zeigt Mirco Manetsch auf. Auch die Studie des BAKOM kommt zum Schluss, dass die Bemühungen im Rahmen der Schulbildung gezielt ergänzt werden sollten. «Es ist sehr positiv, dass ich jedes Jahr oder alle zwei Jahre einen Tag mit denselben Schülerinnen und Schülern verbringen kann. Aber es bräuchte noch viel mehr.» Schliesslich müssen alle Schulen – von Genf bis ins Val Müstair – Medienpädagogik unterrichten. «Ein Bedürfnis nach einem übergreifenden Angebot für die Schulen ist definitiv vorhanden», betont der Medienpädagoge. In den kommenden Jahren möchte Mirco Manetsch mithelfen, ein solches Angebot aufzubauen.

CAS Medienpädagogik im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz

In einer von Künstlicher Intelligenz (KI) geprägten Welt ist Medienpädagogik als flexibles Modell zu verstehen, das sich an vielfältige Bedürfnisse und Anforderungen anpasst. Der CAS Medienpädagogik im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz befähigt Sie, die Herausforderungen und Chancen des medialen Wandels zu verstehen und Medienpädagogik sinnvoll einzusetzen.

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