Seit Jahren am Ball

14. Januar 2022

Bereits zwei Mal hat die Zürcher Stimmbevölkerung das Projekt «Ensemble» gutgeheissen. Dieses umfasst den Bau eines neuen Fussballstadions, einer Genossenschaftssiedlung und zweier Hochhäuser auf dem 55 000 m² grossen Hardturm-Areal. Gesamtprojektleiter ist Yves Diacon, Absolvent des MAS in Real Estate Management. Dass er und sein Team bei der Stadtplanung in der ersten Liga mitspielen dürfen, bedeutet für ihn Traum und Herausforderung zugleich.

Im September 2007 rollte im alten Zürcher Hardturm-Stadion zum letzten Mal der Ball. Ein Jahr später wurde es abgebrochen. Seither liegt das Areal brach. Diverse Vorschläge, eine neue Heimspielstätte für die beiden Fussballclubs GC und FCZ aufzubauen, landeten im Abseits. Diese Entwicklungen rund um das neue Stadion bekam Yves Diacon, aufgewachsen in der Stadt Zürich, schon von klein auf mit. «Deshalb war ich auch sehr motiviert, als es darum ging, mit unserem Unternehmen am Wettbewerb für die Neugestaltung des Areals teilzunehmen», sagt er. Seit rund zehn Jahren arbeitet der Absolvent des MAS in Real Estate Management für die HSR Real Estate AG.

Yves Diacon, Gesamtprojektleiter Projekt «Ensemble», Absolvent MAS in Real Estate Management

«Dass wir mit unserem Team den Zuschlag bekommen, hätte ich mir anfangs nicht träumen lassen», sagt Yves Diacon. Die Stadt Zürich schrieb 2015 einen Investorenwettbewerb aus. Die HSR Real Estate AG bewarb sich mit dem Projekt «Ensemble» und ging als Siegerin hervor. Neben dem Fussballstadion für 18 000 Zuschauerinnen und Zuschauer sieht das Projekt die Entstehung eines Quartiers mit einer Genossenschaftssiedlung und zwei je 137 Meter hohen Hochhäusern mit Wohnraum für 1500 Menschen vor. Die Infrastruktur bietet zudem Platz für einen Doppelkindergarten sowie eine städtische Primar- und Sekundarschule. Auch Gewerbeflächen, zum Beispiel für Ateliers und Restaurants, sind geplant.

Projekt mit grosser politischer Dimension

Als Gesamtprojektleiter hält Yves Diacon alle Fäden zusammen. Nebst planerischen Aufgaben betreut er die Bauherrschaft und vertritt die Interessen aller Beteiligten gegenüber der Öffentlichkeit und der Stadt Zürich, der das Areal gehört. Letztlich sei es aber Teamarbeit, sagt er. So dürfe er im Hintergrund auf viele Spezialistinnen und Spezialisten zählen: sei es aus den Bereichen Technik, Finanzen oder Kommunikation. In der Hochphase gehörten diesem Team bis zu 300 Personen an.

Die letzten Jahre beschreibt der 35-Jährige als «spannend und lehrreich, aber auch sehr herausfordernd». Unter anderem deshalb, weil das 570-Millionen-Bauvorhaben teils auf Gegenwind stiess. Zwar sagte die Zürcher Stimmbevölkerung bereits im November 2018 «Ja» zum Projekt. Eine Interessengemeinschaft ergriff jedoch nach der Zustimmung des Zürcher Gemeinderates zum entsprechenden Gestaltungsplan das Referendum, was eine zweite Abstimmung zur selben Vorlage notwendig machte. «Ich hätte nicht gedacht, dass das Politische in meiner Arbeit einmal eine so grosse Rolle spielen würde», sagt Yves Diacon. «Regelmässig fanden Gespräche mit Verbänden und politischen Fraktionen sowie Politikerinnen und Politikern statt. Und zeitweise trabte ich fast alle zwei Wochen bei der vorberatenden parlamentarischen Kommission an.» Das Projekt habe zudem ein unglaubliches mediales Interesse ausgelöst, erinnert sich der Gesamtprojektleiter.

Rechtliche Hürden überwinden

Im September 2020 stimmten die Zürcherinnen und Zürcher dem Projekt «Ensemble» mit deutlicher Mehrheit erneut zu. Die demokratischen Mittel sind ausgeschöpft. Nun sind es baurechtliche Rekurse, die das Spiel in die Verlängerung treiben. Wann ist mit dem Anpfiff im Fussballstadion und dem Bezug der ersten Wohnungen zu rechnen? Eine Frage, die fast wöchentlich an Yves Diacon herangetragen wird. Er hofft, dass das gesamte Projekt bei einer geschätzten Bauzeit von drei bis vier Jahren im besten Fall, etappiert bis spätestens 2027 realisiert werden kann.  So lange heisst es für ihn und sein Team, weiterhin am Ball zu bleiben.