Mit einem positiven Lebensgefühl ins neue Jahr

18. Januar 2024

Der Jahreswechsel ist oftmals verbunden mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Eine Hoffnung, die beim Blick aufs aktuelle Weltgeschehen gedämpft wird. Globale Herausforderungen wie Klimakatastrophen und Kriege sind 2024 weiterhin omnipräsent. Das bedeutet für viele eine mentale Belastung, auch wenn sie nicht direkt davon betroffen sind. Manuel P. Stadtmann, Kursleiter des CAS Personzentrierte Psychische Gesundheit an der OST, verrät Strategien, um besser mit negativen Ereignissen und Gefühlen umzugehen.  

Sich auf den eigenen Einflussbereich fokussieren

Am negativen Weltgeschehen nichts ändern zu können, hinterlässt bei vielen ein Gefühl der Hilflosigkeit. Um dieses zu überwinden, rät Manuel P. Stadtmann, sich auf das zu konzentrieren, was man selbst beeinflussen kann – etwa durch eine bessere Selbstfürsorge, aber auch durch gemeinnütziges Engagement. «Aktives Handeln ermöglicht, persönliche Werte in die Praxis umzusetzen und schafft Empathie und Gemeinschaft», sagt er. Zudem könne es einen dominoartigen Effekt haben, da individuelles Engagement zu kollektivem Wandel beitrage. «Es verleiht einem das Gefühl, Teil einer Lösung zu sein und fördert die psychische Gesundheit.»

Nachrichten nicht verdrängen, sondern bewusster konsumieren

Die tägliche Nachrichtenflut über Kriege und Krisen auf der Welt schlägt oft aufs Gemüt. Hilft es, sich gegenüber all diesen Meldungen abzuschotten? Manuel P. Stadtmann rät zur Vorsicht. Zwar schaffe es vorübergehend Erleichterung, Ereignisse zu verdrängen und Nachrichten zu vermeiden, sagt er. «Langfristig aber birgt dies Risiken.» Denn Ignoranz könne zu Unwissenheit führen und das Verständnis für komplexe globale Herausforderungen beeinträchtigen. Er plädiert für einen ausgewogenen Informationskonsum. Dies beinhalte beispielsweise, sich selbst Grenzen zu setzen und so ein Gefühl der Kontrolle zu erlangen. Zudem sei es hilfreich, vermehrt auch positiven Nachrichten Beachtung zu schenken.

«Es spendet Trost und wirkt entlastend, wenn man mit anderen über seine Emotionen spricht und Erlebnisse teilt

Prof. Dr. Manuel P. Stadtmann
Leiter des Kompetenzzentrums für psychische Gesundheit an der OST – Ostschweizer Fachhochschule

Sozialen Austausch leben

Manuel P. Stadtmann betont den Wert zwischenmenschlicher Beziehungen. «Es spendet Trost und wirkt entlastend, wenn man mit anderen über seine Emotionen spricht und Erlebnisse teilt», sagt der Professor. Zudem seien positive Lebensgeschichten und inspirierende Menschen eine gute Quelle, um neue Hoffnung zu schöpfen. «Darüber hinaus können Gemeinschaftsengagement und das Streben nach positiven Veränderungen dazu beitragen, einen optimistischen Blick auf die Zukunft zu erhalten.»

Wohlbefinden stärken

Wer sein eigenes Wohlbefinden auf physischer, emotionaler und mentaler Ebene aktiv und bewusst pflegt, ist widerstandsfähiger und kann das Leben leichter nehmen. Eine gute Basis für dieses Wohlbefinden bilden gemäss Manuel P. Stadtmann körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf sowie soziale Kontakte. Zudem hätten sich Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken als hilfreich erwiesen: darunter progressive Muskelentspannung und Visualisierungsarbeit.

Eigene Gefühle annehmen und reflektieren

Kommen negative Gefühle auf, sollte man versuchen, diese nicht zu verdrängen, sondern anzunehmen. Die Praxis der Reflektion könne helfen, eine bessere Balance sowie innere Ruhe zu finden, so Manuel P. Stadtmann. «Es ist wichtig, sich selbst zu erlauben, Trauer und Empörung zu fühlen, während man aktiv nach positiven Handlungsansätzen sucht», sagt er. «Schwierig wird es, wenn man in diesen Emotionen verharrt oder andere dafür verantwortlich macht.»

Professionelle Hilfe ist gemäss Stadtmann dann angebracht, wenn Sorgen und Belastungen längere Zeit anhalten und den Alltag dominieren, emotionale Zustände wie Angst, Depression sowie übermässiger Stress auftreten und eigene Bewältigungsfähigkeiten übersteigen. Warnsignale seien auch ein abnehmendes Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, soziale Rückzugstendenzen oder körperliche Symptome ohne klare Ursache. «Es ist ein Zeichen von Stärke, sich Hilfe zu suchen, um die eigene psychische Gesundheit zu pflegen», sagt Manuel P. Stadtmann. «Mit einem gebrochenen Bein laufen die Menschen auch keinen Marathon, sondern holen sich fachliche Hilfe.»

Weiterbildungen im Bereich Psychische Gesundheit

Jeder zweite Mensch leidet im Laufe seines Lebens an einer psychischen Belastung, die sich auf emotionaler, kognitiver, körperlicher und interpersoneller Ebene auswirken kann. Die Weiterbildungen im Bereich Psychische Gesundheit an der OST – Ostschweizer Fachhochschule vermitteln die erforderlichen Kompetenzen, um die Lebenssituation von Personen mit psychischen Belastungen professionell einzuschätzen, aber auch Fähigkeiten, um Stress in verschiedenen Lebensbereichen zu erkennen, zu verstehen und effektiv zu bewältigen.